Manifesta 15 ist ein ehrgeiziges Experiment zu der Frage, welche Rolle Kunst beim ökologischen und sozialen Wandel spielen kann. Thema sind nicht nur die städtebaulichen, ökologischen und politischen Herausforderungen, mit denen sich die Metropolregion auseinandersetzen muss, sondern auch, wie sich diese Herausforderungen mit denen anderer Metropolen in Europa decken. Das Herzstück der Manifesta 15 ist das ehemalige Gebäude des Gustavo Gili Verlags im Eixample- Stadtteil von Barcelona. Dort fand am 5. September die Pressekonferenz zur Eröffnung der Biennale statt, mit Reden der Direktorin der Biennale Hedwig Fijen, des Bürgermeisters von Barcelona Jaume Collboni, des Stadtrats für Kultur Xavier Marcé, der Kuratorin Filipa Oliveira, der Direktorin von Terrassa Artes Visuales Imma Vilches, des Verantwortlichen für Kultur im Provinzrat von Barcelona Pau González, des spanischen Staatssekretärs für Kultur Jordi Martí und des Direktors des Institut Ramon Llull Pere Almeda. Almeda erklärte zur Bedeutung der Manifesta: „Das katalanische Kunstschaffen mit seiner kritischen und rebellischen Tradition ist auf dieser Biennale, die ein Inkubator für den sozialen Wandel sein will, stark vertreten.“
Während der Manifesta 15 werden im Gustavo-Gili-Gebäude drei neu in Auftrag gegebene Archivpräsentationen ausgestellt, die den historischen Rahmen der diesjährigen Ausgabe bilden und sich mit der kolonialen Vergangenheit und ihren Auswirkungen, den gegenkulturellen Bewegungen während des Aufstiegs und Falls der Franco-Diktatur und der Wiedereinführung des Unterrichts auf Katalanisch befassen. Die Präsentationen tragen den Titel Fora per fer escola -Rausgehen, um Schule zu machen-: Radikale Praktiken der katalanischen Pädagogik, Escuela Pasados: Barcelona und die radikale politische Imagination und Archivos Negros: Fragmente einer antikolonialen Metropole.
Vom Gustavo-Gili-Gebäude aus erstreckt sich die Manifesta 15 über die gesamte Metropolregion. Die Ausgabe ist in drei thematisch und geografisch gegliederte Gruppen unterteilt: Eine Balance in Konflikten finden (Llobregat-Delta), Heilen und Fürsorge (Collserola-Massiv in Richtung Vallès) und Vorstellungen der Zukunft (Besòs und Umgebung). In diesen Clustern präsentieren mehr als 90 Teilnehmer multidisziplinäre Arbeiten. Die Reise von jedem der drei Cluster beginnt an einem außergewöhnlichen Ausstellungsort, der das übergeordnete Thema symbolisiert. Das an der Küste zwischen Barcelona, Sant Adrià de Besòs und Badalona gelegene Gebäude Les Tres Xemeneies - ein stillgelegtes E-Werk mit drei markanten Schornsteinen - ist Ausgangspunkt für das Thema Vorstellungen der Zukunft sein. Auf dem zum ersten Mal für die Öffentlichkeit zugänglichen Gelände wird es Installationen und Performances in der Turbinenhalle und im Außenbereich geben. Das Kloster von Sant Cugat, ein historisches Symbol für Spiritualität und Besinnung, ist Hauptschauplatz für das Thema Heilen und Fürsorge. Die Casa Gomis in der Region Prat de Llobregat ist Ausgangspunkt für das Thema Eine Balance in Konflikten finden.
Das Programm der Biennale an den insgesamt 16 Standorten umfasst Ausstellungen, Installationen und Performances Orten mit besonderer Bedeutung für die Metropolregion. Die Standorte befinden sich in Barcelona, Badalona, Cornellà de Llobregat, El Prat de Llobregat, Granollers, Mataró, L'Hospitalet de Llobregat, Sabadell, San Adrià del Besòs, Sant Cugat del Vallès, Santa Coloma de Gramenet und Terrassa. Das Institut Ramon Llull war Teil des Organisationskomitees.
Die katalanischen Beiträge zu dieser internationalen Veranstaltung stammen von: Antoni Tàpies (1923-2012), Aurèlia Muñoz (1925-2011), Moisès Villèlia (1928-1994), Magda Bolumar (1936), Antoni Miralda (1942), Fina Miralles (1950), Nora Ancarola (1955), Domènec (1962), Massa Salvatge & Lluc Mayol (1970), Carlos Bunga (1976), Alba G.Corral (1977), Tania Safura Adam (1979), Rosa Tharrats & Gabriel Ventura (1983), Lola Lasurt (1983), Mónica Rikić (1986), Ariadna Guiteras & Diversorium (1986), Matías Daporta (1987), Eva Fàbregas (1988), Clàudia Pagès (1990) und die Kollektive Tornen a les esquelles, La Casa dels Futurs, Jokkoo & cantdefine.me und OJO estudio.
Die europäische Wander-Biennale „Manifesta“ entstand Anfang der 1990er Jahre als Reaktion auf die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen, die nach dem Ende des Kalten Krieges, dem Fall der Berliner Mauer (1989) und den anschließenden Schritten zur europäischen Integration folgten. Seitdem ist sie zu einer Plattform für den Dialog zwischen Kunst und Gesellschaft in Europa geworden.
Frühere Austragungsorte der Biennale waren Rotterdam (1996), Luxemburg (1998), Ljubljana (2000), Frankfurt am Main (2002), San Sebastian (2004), Nikosia (2006 - das abgesagt wurde), Trentino-Südtirol (2008), Murcia im Dialog mit Nordafrika (2010), Limburg (2012), Sankt Petersburg (2014), Zürich (2016), Palermo (2018), Marseille (2020) und Pristina (2022). Die nächste Biennale wird 2026 im Ruhrgebiet stattfinden.